Ihr Logo zeigt einen Puma im Gebirge: Eine Gruppe von jungen Muslimen aus Güglingen hat der Langeweile den Kampf angesagt und sie haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie wollen Jugendliche von ihren Smartphones loseisen und für das Leben in der Natur begeistern. Im Interview erzählen die Schwestern Aylin und Aynur, wie sie das machen wollen:
Was ist die Wildlife Jugend und was macht ihr?
Aylin: Wir bieten Nachmittage für Jugendliche in unserem Ort an. Da kommen Jugendliche mit unterschiedlichen Religionen und Interessen zusammen.
Aynur: Wir waren zum Beispiel Bogenschießen und haben Geocaching gemacht. Wir wollen den Jugendlichen nahebringen, dass es auch schön ist, wenn man in die Natur geht. Bei uns in Güglingen gibt es viel Natur, denn Güglingen ist eher klein.
Erzählt mal, wie ihr Eure Aktionen organsiert?
Aynur: Wir haben eine Vorbereitungsgruppe mit ungefähr sechs bis sieben Leuten. Da überlegen wir, was wir machen wollen. Für Bogenschießen haben wir uns entschieden, weil die meisten von uns das noch nie gemacht haben.
Aylin: Dann haben wir angefangen, Werbung zu machen. Ich habe in der Schule mit meinen Freunden gesprochen. Die hatten Lust, etwas Neues auszuprobieren und sie sind dann auch zu anderen Aktivitäten wiedergekommen und haben Freunde mitgebracht. Bei unserem Iftar waren dann richtig viele Leute da.
Habt ihr Bogenschießen ausgesucht, weil es einen Bezug zum Islam gibt?
Aylin: Nee, darüber haben wir nicht nachgedacht. Aber bei uns im Dorf gibt es einen Bogenschießverein. Wir hatten auch über Kanufahren nachgedacht, aber das wäre schwieriger zu organisieren gewesen.
Aynur: Insgesamt haben wir fünf solcher Nachmittage organisiert und wir haben auch noch einiges vor. Wir haben uns auch schon zum Geocaching getroffen. Da sind wir also mit GPS wandern gegangen, haben Spiele gespielt und hatten echt Spaß.
Was unterscheidet eure Gruppe von anderen Jugendgruppen?
Aylin: Es gibt sicher andere Jugendaktivitäten, die sich attraktiver anhören, weil sie nichts mit Natur zu tun haben, aber wir sind nun mal die Naturfreaks.
Was hat das mit dem Islam zu tun?
Aylin: Im Islam wird die Natur sehr wertgeschätzt. Die Menschen sollten die Natur nicht als Mülleimer benutzen. Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass man in der Natur echt Spaß haben kann.
Für Euch ganz persönlich, was hat die Wildlife Jugend verändert?
Aylin: Unser Selbstbewusstsein wird gestärkt. Ich war das erste Mädchen in der Gruppe. Ich habe außerdem gelernt, wie man organisiert. Das macht Spaß. Wenn in der Schule das Thema auf Natur kommt, dann merke ich: Da weiß ich etwas! Es gab neulich in Güglingen auch ein Jugendhearing. Daran haben einige von uns teilgenommen. Wir haben viele Themen angesprochen und viel geplant. Hoffentlich wird davon auch einiges umgesetzt.
Aynur: Das mit dem Selbstbewusstsein merke ich auch in der Schule. Vorher habe ich bei Präsentationen oft gestottert und wusste vor Aufregung nicht, was ich sagen sollte. Früher habe ich draußen einfach nur Bäume gesehen. Jetzt kenne ich verschiedene Arten von Bäumen und ich kann Vögel erkennen. Wir haben auch eine Waldwanderung gemacht. Da hatten wir alle Spiegel in der Hand. Da haben wir uns die Welt aus anderen Perspektiven angeschaut. Man kann in der Natur richtig viel Spaß haben auch ohne Smartphone. Man muss nur Ideen entwickeln.
Wenn Ihr Eure Erfahrung zusammenfasst: Welche Tipps könnt ihr anderen Jugendlichen geben, die ein ähnliches Projekt planen?
Aynur: Man sollte nicht aufgeben. Auch, wenn es manchmal nicht so perfekt läuft. Man sollte positiv denken und weitermachen. Man braucht viel Motivation und Kontakte.
Aylin: Man muss die Aktivitäten gut vorbereiten. Wir haben zum Beispiel bei unserem ersten Geocaching vorher nicht nachgeschaut und am Ende haben wir keinen Schatz gefunden, weil er schon weg war. Ein anderes Mal ist die Kanu-Tour gescheitert, weil die Boote nur an Überachtzehnjährige vermietet wurden. Das hätte man vermeiden können, wenn man vorher nachgefragt hätte. Also unsere Empfehlung: Immer gut vorbereiten.
Das Interview führte Julia Gerlach