Wenn auch niemand sonst etwas vom Grundgesetz weiß, diesen ersten Artikel kennt jede*r. Er ist das Leitbild unserer Verfassung und schafft die Grundlage für unsere Vorstellung, was zulässig ist und was nicht. Und reicht dies noch nicht, so folgt gleich darauf in Art. 2 GG:
„Jeder hat das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.“
Zwei wichtige Leitgedanken, mit denen das Grundgesetz beginnt und versucht, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Denn eines lässt sich gut erkennen, wenn man sich mit dem Thema Gewaltfreiheit beschäftigt: Gewalt zeugt immer weitere Gewalt. Die USA machen es gerade vor:
Eine kulturell verankerte Gewalt, die sich im Erziehungssystem und in der Gewohnheit des Waffengebrauchs zeigt, bedingt strukturelle Gewalt, die Minderheiten benachteiligt und Rassismus fördert. Alles zusammen schafft schließlich die Voraussetzungen, warum Nicht-Weiße Menschen häufiger direkte Gewalt erleben und qualvoll zu Tode kommen, wie zuletzt George Floyd.
Der Versuch des gewaltlosen Widerstands schaukelt sich durch den Einsatz von Gewalt schnell auf, so dass der Präsident schließlich die Gewaltspirale ultimativ weiter hochschraubt, in dem er keine Vorstellung von gewaltfreier Kommunikation in 140 Zeichen hat und selbst vor einem Militäreinsatz im eigenen Land nicht zurückschreckt. #Icantbreathe zeigt, wohin Gewalt führt, wenn man ihr nicht Einhalt gebietet.
Gewaltfreiheit ist eine grundsätzliche Haltung
Sie beginnt bereits im eigenen Verhalten: Wie reagiere ich, wenn ich Gewalt sehe und wie kommuniziere ich gewaltfrei. Pauschalisiere ich und spreche provozierend in Du–Botschaften, oder kann ich das große Ganze begreifen, Gefühle von Gedanken unterscheiden und konkrete Bitten formulieren, um meinen Bedürfnissen Raum zu geben. Die Gewaltfreie Kommunikation GFK trägt nicht umsonst den Beinamen „Die Giraffensprache“. Sie folgt einer Kommunikation mit viel Herz, benannt nach dem Landtier mit dem größten Herzen: der Giraffe. So lässt es sich auch Kindern bereits gut erklären, was Empathie und Gewaltlosigkeit bedeuten. Denn Gewaltfreiheit beginnt von Kleinauf.
Menschen, die dieses Prinzip berühmt gemacht haben, waren die Helden der Friedensbewegung wie Martin Luther King, Mahatma Ghandi und Nelson Mandela. Sie haben die Gewaltspirale in ihren Ländern durchbrochen, in dem sie „Die Kraft zum Lieben“ und die „Kraft der Wahrheit“ genutzt haben.
Wer sind unsere Helden?
Mit dem Grundgesetz sollte eine neue Zeit nach den gewaltvollen Erfahrungen des Dritten Reichs eingeläutet werden. Ein neuer Ton, eine neue Haltung sollte die Deutschen ab jetzt leiten. Die Mütter und Väter des Grundgsetztes haben uns einen Schatz hinterlassen. Und er hat bisher funktioniert. Doch können wir uns auf diesen 70jährigen Errungenschaften nicht ausruhen. Was bringt der beste Vorsatz, wenn im Detail des Alltags weiterhin Gewalt straffrei ist. Erst 1997 zum Beispiel wurde Vergewaltigung in der Ehe als solche benannt und strafbar. Und eine gewaltfreie Kindererziehung schaffte es sogar erst im Jahr 2000 in unsere Gesetzbücher.
Wir haben wichtige Schritte in Sachen Gewaltfreiheit geschafft, aber wir haben noch Wegstrecke vor uns, um die Gewaltspirale endgültig zu durchbrechen.
In diesem Sinne, Dein Tugendvogel-Redaktionsteam
Gewaltfreiheit im Gesetz
- Art.1, Art. 2 GG
- §1666.1, 1631.2 BGB
- Kinderrechtskonvention
- Kinderrechte ins GG
- Erklärseiten rund um Gewaltfreiheit für Kinder und Jugendliche
- Heilbronner Hilfetelefon für Kinder und Jugendliche 07131-56-4157