Kinder ahmen schon früh Geschlechterrollen nach und finden ihren Bezugspunkt in der Struktur, die sie – im besten Fall – vom ersten Augenblick umgibt: Die Familie. Sie ist in der Kern jeder Gesellschaft. Hier lernt man die Werte, Normen und Traditionen einer Gesellschaft, deren Sprache und deren Regeln im Miteinander. Hier werden Geschlechterrollen festgelegt und ausprobiert. Die Familie erzählt von der Vergangenheit und schafft den Weg in die Zukunft. Kein Wunder also, dass der Schutz der Familie eines der Grundrechte im Grundgesetz ist und in Art. 6 geregelt wird:
„Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ (Art. 6.1)
Früher war alles ganz klar: Vater, Mutter, Kind. Heute ist das Standardmodell einer Vielfalt an Lebensmodellen gewichen. Seit 2017 gibt es die Ehe für Alle, die es nicht binären Menschen ermöglicht staatlich anerkannt den Schutz dieses Grundrechts zu erhalten. Familien können alleinerziehend oder gleichgeschlechtlich sein, sie können sich aus Pflege-, Stief- und unehelichen Kindern zusammensetzen, sehr klein oder als Patchworkfamilie auch sehr groß sein. All diese Modelle werden vom Staat besonders geschützt. Hier darf sich niemand einmischen.
Problematisch ist es, wenn Familie idealisiert wird. Besonders überholte Weltbilder reduzieren Familie auf das Standardmodell Vater-Mutter-Kind in eben dieser hierarchischen Reihenfolge und mit eng definierten Geschlechterrollen. Sie romantisieren die Rolle der Mutter, verneinen die Möglichkeiten von nicht-binären Identitäten und stilisieren den Mann zum unerschütterlichen Familienoberhaupt, der niemals weint. Diese starren Modelle können zu Überforderung und Gewalt führen. Denn Familie ist nicht immer perfekt wie Werbung und Soziale Medien es uns gerne glauben lassen wollen. Familie, kann gerade in Ferienzeiten oder zu Zeiten von Corona, ein traumatisierender Ort sein, an dem idealisierte Erwartungshaltungen und Realitäten ungefiltert zusammenprallen.
So besteht an vielen Stellen in der Gesellschaft ein Spannungsverhältnis von Wertvorstellungen, die vom Staat durch das Grundgesetz ermöglicht, die aber in Familien nicht gelebt werden. Mit zunehmender Nähe zur Schule gewinnt der Staat Einfluss auf die Erziehung und manche Kinder lernen hier erstmals unterschiedliche Lebensentwürfe kennen – teilweise auch zum Entsetzen der Eltern.
- Wir sehen es bei aufgebrachten Eltern zum Thema Sexualkundeunterricht.
- Wir beobachten es bei Mädchen, die davon träumen Pilotin zu werden und Jungen, die lieber Erzieher als Dachdecker werden wollen.
- Und wir hören es, wenn Kinder Frau Merkel verachten und über Schwarze Menschen schimpfen.
In diesem Sinne ist es gar nicht schlecht, dass es nicht nur die Familie, sondern auch das Grundgesetz gibt, um Horizonte zu öffnen und neue Lebensmodelle kennenzulernen.
Schöne Ferien, Dein Tugendvogel-Redaktionsteam
Familie im Gesetz
- Schutz der Familie (Art. 6 GG)
- Schule und Erziehung (Art. 7 GG)
- Recht auf Ehe und Familie (Art. 16 Allg. Erkl. d. Menschenrechte)
- Europäische Menschenrechtskonvention (Art. 8 – Achtung des Privat- und Familienlebens)
- Kinderrechte ins Grundgesetz – Aufruf von Unicef
- Grundrecht auf Familie auch für geflüchtete Menschen
- Ansprache von Ministerpräsident Kretschmann zum Thema gleichgeschlechtlicher Paare im Bundesrat.