Soufeina (*1989) ist in Tunesien geboren und in Berlin aufgewachsen. Sie studierte Psychologie (B.Sc.) an der Universität Potsdam und interkulturelle Psychologie (M.Sc.) an der Universität Osnabrück. Schon früh hat sie entdeckt, dass Kunst und Humor zwei wundervolle Instrumente sind, um einer Meinung Ausdruck zu verleihen. Gleichzeitig helfen sie ihr, die öffentlich breitgetretenen Themen wie Integration, Rassismus zu reflektieren und aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Heute ist sie unter dem Pseudonym Tuffix als Illustratorin und Comiczeichnerin bekannt.
Das ilevel-Team hat im April einen Workshop mit Soufeina in Zusammenarbeit mit der Stadt Heilbronn angeboten. In diesem Zusammenhang haben sie das Interview mit Tuffix geführt.
Wie lange bist Du bereits als Künstler*in aktiv?
Ich zeichne schon, seit ich einen Stift in der Hand halten kann. Nach meinem Abitur habe ich dann mein Hobby ernster genommen, es gezielter eingesetzt und schließlich zu meinem Beruf gemacht.
Hast du ein künstlerisches Vorbild?
Als Kind habe ich immer viele Stile nachgezeichnet, z.B. Asterix und Obelix Comics, das lustige Taschenbuch oder auch Mangas. Ein wirkliches Vorbild habe ich nicht, jedoch gefällt mir die Arbeit von Craig Thompson sehr. Sein Stil hat mich sehr geprägt. Aber auch viele kleine, nicht namhafte Künstler inspirieren mich.
Warum genau hast die diese Kunstform gewählt?
Ich habe mich immer während des Zeichnen am wohlsten gefühlt, habe die Zeit vollkommen vergessen und war stundenlang „im Flow“. Es war für mich eine Zeit zum Abschalten aber auch zum Reflektieren. Ich habe auch viele Zeichenstile ausprobiert . Je näher ich zu meinem heutigen Stil gekommen bin, desto mehr wusste ich: Das ist es. Damit fühle ich mich am wohlsten.
Warum genau diese Kunstrichtung? Also das Zeichnen?
Ich liebe es vor allen, Geschichten mit meinen Zeichnungen zu erzählen. Man kann beim Zeichnen außerdem viel mit Humor arbeiten. Um etwas zu erklären, braucht man nicht unbedingt viele Worte. Ich benutzte die Sprache der Kunst und des Geschichtenerzählens.
Welche Vorteile siehst du in dieser Kunstform, um Diskriminierung sichtbar zu machen?
Wenn ich Comics zeichne und eine alltägliche Diskriminierungserfahrung darstelle, trete ich sozusagen niemandem auf den Schlips. Ich erzähle einfach nur eine Geschichte und sage nur: Hier schaut mal, das ist mein Leben. Und die Betrachter müssen sich nicht erklären, sie können schauen und reflektieren. Mir persönlich hat das Zeichnen geholfen, solche rassistischen Erfahrungen zu reflektieren, vor allem zu Beginn sind viele meiner Comics aus Frust in meiner Schulzeit entstanden.
Wie bist du dazu gekommen diese Art von Kunst zu machen?
Ich habe auf beiden Seiten Interesse gesehen: Muslime konnten sich in meinen Comics wiederfinden und Nicht-Muslime hatten einen Einblick in das Leben einer Muslima, den sie sonst selten gewinnen. Ich habe bemerkt: Das machen einfach nicht so viele Künstler. Das Feedback dabei hat mich motiviert, weiterzumachen.
Hilft dir deine Kunst dabei, eigene Erfahrungen zu verarbeiten?
Ja, auf jeden Fall hilft es sehr. Es ist wichtig nach zu denken und selbst zu reflektieren.
Welche Themen kommen in Deiner Kunst immer wieder vor?
Ich arbeite meist zu den Themen Rassismus, Identität, Glaube, Heimat und Gemeinsamkeiten.
Bei welchen Themen hast du das Gefühl, dass die Menschen besonders stark reagieren? Welche Reaktion sind Dir dabei besonders in Erinnerung geblieben ist?
Bei kleinen alltäglichen Situationen, wenn sich die Leute wiederfinden können, das heißt, wenn mein Comic ihnen ein Spiegel vorhält und ich erkenne, dass die Betrachter denken: Oh ja, diesen Fehler mache ich auch manchmal. Eine Reaktion, die mit besonders in Erinnerung geblieben ist, war eine längere Unterhaltung mit einem Person online, die mir sagte, dass meine Bilder sie zum Nachdenken angeregt haben und sie so beschämt ist, dass sie früher fremdenfeindlich war.
Mehr Infos und Bilder:
Die ilevel-Broschüre zum online Nachlesen
- Kapitel 1: Diskriminierung – um was geht’s eigentlich?
- Kapitel 2: Awareness Check – Teste Deine Einstellung zu Minderheiten? Wie besprichst Du Diskriminierungserfahrung in Gruppen?
- Kapitel 3: muslimische Künstler*innen im Interview (Soufeina von Tuffix, Younes und Fiete von den Datteltätern, Anja von I’slam, Boujemaa von UMA LAMO)
- pdf-Download der ilevel-Broschüre
- Bericht vom Kick-off Abend vom 18. Januar in Heilbronn
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