Der Waltraud-Netzer-Jugendpreis des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. geht 2021 an Jugendliche aus Heilbronn, Weinsberg und Neckarsulm für ihr Engagement im Projekt „Der Tugendvogel“. Sie werden laut Jurybegründung für ihre kreative Auseinandersetzung mit dem Deutschen Grundgesetz geehrt.
Zum Tugendvogel-Team gehören 20 Jugendliche aus der Region Heilbronn im Alter zwischen 15 und 22 Jahren. Träger des Projekts sind die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V. (RAA Berlin) am Standort Heilbronn. In gemeinsamen Workshops hat das Team die ersten zwölf Artikel des Grundgesetzes analysiert, aktuelle Bezüge hergestellt und daraus ein Kartenspiel für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren entwickelt. Die Inhalte werden mit viel Spaß verinnerlicht, es kann ernsthaft diskutiert, aber auch humorvoll getrickst werden. Die beteiligten Jugendlichen bringen Gleichaltrigen darüber hinaus die in der Verfassung vermittelten Werte über ihren Instagram-Kanal und in Schul-Workshops näher.
Der Vorsitzende von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und Präsident des Bundesverfassungsgerichtes a.D. Andreas Voßkuhle sagt: „Das Engagement der Jugendlichen aus Heilbronn ist umso wertvoller in Zeiten, in denen die Unabhängigkeit von Verfassungsgerichten auch in Europa nicht mehr überall gewährleistet ist. Das Tugendvogel-Kartenspiel verdeutlicht in spielerischer Art und Weise, dass das Grundgesetz die unterschiedlichsten Bereiche unserer Lebenswirklichkeit prägt.“
Am 20. November 2021 sollte der Preis feierlich den Jugendlichen in Münster überreicht werden, muss aber pandemiebedingt verschoben werden.
Der Waltraud-Netzer-Jugendpreis von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. ist mit 1.500 Euro dotiert und zeichnet seit 2010 Jugendprojekte aus, die sich aktiv mit der Vergangenheit auseinandersetzen und/ oder die Entwicklung einer lebendigen Demokratie befördern. Der Preis wird verliehen in Erinnerung an Waltraud Netzer, die während der NS-Zeit gemeinsam mit Kommilitonen Verfolgten Unterschlupf gewährte und sich in der Nachkriegszeit in der SPD engagierte, davon 20 Jahre lang als Bezirksrätin in München-Schwabing. Gestiftet wird er von den Gesundheitsbetrieben Dr. Nikolaus Netzer Verwaltungs GmbH. Diese übernimmt auch die Veranstaltungskosten der Preisverleihung. Der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. verbindet seit 1993 historische Erinnerungsarbeit mit dem Einsatz für die Demokratie. Mehr als 2 000 Mitglieder in 36 regionalen Arbeitsgruppen stellen jährlich 600 Veranstaltungen auf die Beine. Themen sind die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen, dem Unrecht des SED-Regimes und verschiedenen Formen des politischen Extremismus.