Ein Jahr und 5 Monate später war es endlich so weit: Das Jugendprojekt Déjàvu – Theater der Geschichte feierte seine Première! Und dieser Moment war mehr als ein erstes Bühnenstück – es war der Höhepunkt einer besonderes erlebnisreichen Zeit:
Wie kam es zu der Idee?
Als der 10jährige Hakeem aus der Jugendgruppe des Freitagskreis im Februar 2017 die Idee hatte, ein Theaterstück mit den Geschichten der älteren Generation auf die Bühne zu bringen, war es eine große Herausforderung. Keiner hatte Theatererfahrung, die finanzielle Ausstattung ging über eine kleine Jugendkasse nicht hinaus und außer zu den eigenen Großeltern, gab es wenig Kontakt zu Seniorinnen und Senioren. Wie sollte es also gelingen?
So vielfältig war das Engagement
Über ein halbes Jahr tüftelte deshalb die Jugendgruppe an einem Konzept, wie die Kombination aus Theater, Senioren und Biografien klappen könnte. Ein Name war erst einmal wichtig, und ein dazu passendes Logo. Danach folgte die Frage der Kontaktsuche und des Fachwissens. Passend zum bereits bestehenden Format des Erzählcafés, konnten die Jugendlichen die Katholische Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn e.V. (keb) als Träger und Angelika Hart als künstlerische Leitung für ihre Idee gewinnen. Damit hatten sie einen starken Partner an ihrer Seite und mit der Dr. Buhmann Stiftung einen erfahrenen Förderer. Damit begann im Herbst 2017 eine intensive Zusammenarbeit, die in der Première im Juli 2018 ihren Höhepunkt fand.
Doch trotz gestärkter Infrastruktur, mussten die Jugendlichen die Hauptarbeit immer noch selbst leisten: Sie recherchierten ihre eigenen Migrationsbiografien, setzten sich in Workshops und auf Ausflügen mit der Migrationsgeschichte Europas auseinander, lernten mit Seniorinnen und Senioren ins Gespräch zu kommen, sammelten wochenlang Geschichten und Erfahrungen von Früher und Heute, arbeiteten mit vielfältigen Kooperationspartnern zusammen, entwickelten schließlich ein eigenes Theaterstück, entdeckten ihre schauspielerischen Talente und führte IHR Werk vor einem staunenden Publikum auf.
Inklusiver, generationsübegreifender und interreligiöser Dialog zu einem aktuellen Thema
Bewusst wählten die Jugendlichen als Aufführungsort, sowohl für die erste Inszenierung im März als auch für die Premiere im Juli, jeweils ein Altersheim aus. Sie wollten nah bei denen bleiben, die an dem Werk mitgewirkt hatten und sie in ihr Projekt weiterhin eng mit einbinden. So war ein Großteil des Publikums Bewohnerinnen und Bewohner des jeweiligen Altersheims, ergänzt durch Familie, Freunde und interessierte Bürgerinnen und Bürger der Region Heilbronn. Fast 80 Gäste zählte die Première, die ein Bild der Vielfalt und der Gemeinschaft über Nationen, Religionen, Generationen und soziale Herkünfte hinweg wurde. Und viele Facetten der Migration konnten die Zuschauer erleben: Die Jugendliche, die vor politischer Verfolgung in Deutschland strandete genauso wie die Migration durch Bildungsangebote oder Einladung zu besonderen Gästen. Naturkatastrophen waren ebenso Teil der Erzählungen wie Krieg und Krankheit. Die Hürden an der Grenze durch fehlende Papiere oder versteckte Hundewelpen waren Momente in denen das Publikum ganz leise wurde. Die Transportsuche von Taxi bis Gummiboot hingegen wieder ein fast schon lustiger Moment. Die Gäste lachten gemeinsam über Einwanderungsgeschichten, die die Jugendlichen mit Witz überzeichnet darstellten, verfolgten interessiert Geschichten, die sie wieder erkannten und schauten erstaunt zu, wie acht junge Muslime mit wenigen Requisiten und viel Selbstbewusstsein, ihre Botschaft auf die Bühne brachten: Migration ist vielfältig und ein natürlicher Teil unserer Gesellschaft.
Danke an alle, die es ermöglicht haben
Herr Hackmann, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung, sprach zu Beginn der Première ein mitreißendes Grußwort in dem seine besondere Wertschätzung mitschwang. Seine Mitarbeiterin, Frau Wegerhoff, überreichte den Jugendlichen und Eltern kleine Aufmerksamkeiten als Dankeschön für ihre Unterstützung und ihr Engagement und Frau El Ghadouini, Projektkoordinatorin der RAA Berlin, verabschiedete die Jugendlichen mit ihren Abschlusszeugnissen aus dem Projekt „Extrem Demokratisch – Muslimische Jugendarbeit stärken“. Die erfolgreiche Première feierten alle Beteiligten im Anschluss im Heinrich-Fries Haus bei einer kleinen Premierenfeier mit neuen und alten Freunden. Denn eine Meinung teilten alle Beteiligten: Es war eine besondere Erfahrung, die sie nachhaltig prägen würde.
Wer das Theaterstück am 15. Juli verpasst hat, kann es in „Der Langen Nacht der Kultur“ am 6. Oktober im Heinrich Fries Haus oder bei der „Interkulturellen Woche Neckarsulm“ am 22. September sehen. Weitere Termine sind in der Planung.
Das Déjàvu Team dankt den vielen weiteren Unterstützern und Förderern. Die Vernetzung über die Stabsstelle Partizipation und Integration war der Schlüssel, um einem passenden Kooperationspartner zu finden. Die Bereitstellung der Räume durch das Olga Familien- und Jugendzentrum schaffte eine perfekte Probenatmosphäre. Die Zusammenarbeit mit dem Katharinenstift und Pro Seniore Neckarparkresidenz ermöglichte nicht nur wunderschöne Aufführungsorte und ein sympathisches Publikum – sondern besonders den generationsübergreifenden Austausch, den die Jugendlichen suchten. Und Angelika Hart kreierte aus all den Ideen und Erfahrungen geeminsam mit der Jugendgruppe ein unterhaltsames Theaterstück.