Beeasy heißt das Video-Projekt des Vereins Tawhid e.V.. Ziel ist es, muslimische Jugendliche zum Nachdenken und zum Lachen zu bringen. In ihren Videos thematisieren sie Doppelmoral und falsch verstandenen Dogmatismus der Muslime. Ihr Ziel ist, dass Jugendliche trotz Schulstress, Hormonen und dem Druck durch Freunde einen entspannten Umgang mit dem Leben und dem Glauben finden und vor allem gute Menschen sind. Haidar im Interview mit Julia Gerlach über das Projekt:
Haidar: Die Idee zu dem Projekt hatten wir schon eine ganze Weile. So richtig in Gang gekommen ist es allerdings erst mit der Förderung durch die RAA. Uns ist es wichtig, dass Meinungsverschiedenheiten im Islam Bestandteil der Religion sind. Klar, es gibt einige „Hard Facts“, wie das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt, daran kann man nicht rütteln, aber viele andere Sachen sind ja ein bisschen flexibel, je nach Land und Umständen werden die Gebote des Islam ein bisschen unterschiedlich verstanden und umgesetzt. Wir wollen, dass die Menschen die Vielfalt als etwas Gutes verstehen.
Kannst Du ein Beispiel geben, wie ihr das angeht?
Haidar: Wir haben zum Beispiel ein Video über Doppelmoral gemacht, das demnächst online gehen soll: Da geht es um einen Jugendlichen, der Leuten wie uns vorwirft, dass wir den Nicht-Muslimen gegenüber schleimen, indem wir zum Beispiel Dialogveranstaltungen machen. Zugleich sieht man aber, wie er selbst beim Vorstellungsgespräch herumschleimt. Eine andere Person sagt, dass man keine nicht-muslimischen Freunde haben soll, zugleich ist er aber auf Nicht-Muslime angewiesen, zum Beispiel auf einen Anwalt oder Arzt. Wir sagen den Menschen nicht, was sie denken sollen, sondern zeigen, dass diese Haltungen nicht durchzuhalten und auch nicht mit unserer Religion vereinbar ist.
Wie entstehen die Videos?
Die Ideen entstehen im Team. Wir machen Brainstorming. Im Moment sind wir ungefähr 30 Leute, die aktiv mitmachen. Darunter sind einige, die gerne vor die Kamera gehen, andere koordinieren, schreiben Drehbücher, machen Ton und Technik. Uns ist es wichtig, dass wir sehr regelmäßig Videos veröffentlich können. Deswegen produzieren wir eine Reihe von Videos im Voraus, die wir dann nach und nach veröffentlichen können.
Es gibt ja auch andere muslimische Comedy-Gruppen; zum Beispiel die Datteltäter. Macht ihr das Gleiche wie sie?
Wir sind wie Datteltäter, aber anders. Wir konzentrieren uns auf das Thema Toleranz und Vielfalt in der muslimischen Community. Viele von denen, die später radikal werden, haben schon vorher ein Toleranz-Defizit für andere religiöse Meinungen. Ich will jetzt gar nicht darauf eingehen, wieso Leute radikal werden, aber es ist so, dass sie aus dem konservativen Spektrum kommen, einem Dogma folgen und daneben nichts anderes gelten lassen.
Ihr seid also religiöser als die Datteltäter und wendet euch stärker an die muslimische Community?
Ja, so ungefähr stimmt das. Wir fokussieren und auf theologische Themen. Wir wollen, dass die Leute nachdenken, gehen das Ganze aber lustig an.
Das ist aber schwer, oder? Dass man übers Kopftuch lacht, ist ja ok, aber dass man Witze über theologische Fragen macht, ist das nicht heikel?
Die Witze werden eigentlich nicht über die religiösen Inhalte gemacht, sondern über das Drumherum. Das läuft vor allem über die Darstellung: Ein angeklebter Schnurbart oder einer spricht mit verstellter Stimme. Da muss man einfach lachen.
Und woher kommt der Namen?
Wir wollen, dass die Jugendlichen zwischen Hormonen, Schulstress und Druck von den Freunden einen guten Lebensweg finden und einen Islam leben, der ihnen das Leben einfach macht. Es steckt aber nicht nur easy im Wort, sondern Biene. Den fleißigen Tieren ist im Koran eine wichtige Rolle gegeben. Sie sammeln Gutes und sondern etwas noch Besseres ab. Honig heilt die Menschen und macht sie satt. Die Bienen sind unsere Vorbilder.